top of page

Das Seminar

  • Autorenbild: The Machine
    The Machine
  • 19. Dez. 2023
  • 27 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 10. Apr. 2024

Ich dachte eigentlich, dass ich als voll Berufstätiger nicht mehr so viele Gelegenheiten hätte, kuriose Situationen zu erleben, in denen ich unter Beweis stellen kann, dass ich die Personifikation der Definition einer Person zwischen Genie und Wahnsinn bin. Doch weit gefehlt, auch ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Oder sagen wir lieber: Ich habe mich selbst eines Besseren belehrt, denn jemand anderes könnte das gar nicht.

Schon direkt zu Beginn des Jahres 2023 sollte ich auf eine berufliche Fortbildung geschickt werden. Obwohl ich mich unter dem Aspekt meiner grundsätzlichen Unfehlbarkeit fragte, was genau ich auf dieser Fortbildung noch großartig lernen sollte und ob nicht ich gegebenenfalls eher den anderen Teilnehmern etwas beibringen würde, ließ ich mich von der Tatsache überreden, dass die Kosten für eine Woche 4-Sterne-Hotel mit Vollpension meine Firma tragen würde.


Montag

Es ging schon damit gut los, dass irgendein Depp mit seinem verdammten Golf Plus Donuts auf dem Parkplatz drehen musste und den Firmenwagen geschrottet hatte. Das musste dann auch noch ausgerechnet meine Versicherung bezahlen, dabei habe ich das Firmenauto garantiert nicht in den Weg gestellt. Deutsche Bürokratie eben. Geschrottet ist vielleicht auch übertrieben: Bis auf die verbogene Kühlerfigur auf der Haube hatte die Firmenkarre nichts, aber wie man sich denken kann kommt das beim Dreizackigen Stern schon einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich.

Ich musste jedenfalls aus versicherungstechnischen Gründen den Zug nehmen, selber fahren war nicht. Zugegeben: Ich konnte gar nicht selber fahren, denn mein Golf war auch gerade in der Werkstatt. Irgend so ein Depp hat mir mit seinem Benz die Vorfahrt genommen und jetzt musste eine sternförmige Delle aus dem Kotflügel gedrückt werden.

Ich fuhr ab Saarbrücken Hauptbahnhof nach Mannheim mit dem RE, aber weil Winter war das Ding voll beheizt. Ich hatte also anderthalb Stunden lang eine voll aufgedrehte Heizung unter dem Arsch und saß Flüsse und Seen schwitzend, fast auf die Unterwäsche reduziert da und hoffte darauf, dass es endlich vorbei sein würde. Irgendwie hab ich es schon überlebt, aber haben die Leute vielleicht blöd geguckt, als sich erst einmal literweise Flüssigkeit über den Bahnsteig Gleis 10 am Mannheimer Hbf ergossen, sobald sich die Türen meines Waggons öffneten.

Weil es der Deutschen Bahn wohl nicht möglich war, den Saarbrücker Bahnhof, Dreh- und Angelpunkt des gesamten zentraleuropäischen Westens, mit einem Kuhkaff wie Köln direkt zu verbinden, musste ich von Mannheim aus noch den ICE dorthin nehmen.

Der Intercity-Express war dann doch ein gutes Stück angenehmer als der RE, hauptsächlich weil mir die Geschwindigkeitsanzeige auf einem Terminal, das von der Waggondecke herabhing, versicherte, dass wir immer mindestens 210 Stundenkilometer fuhren. Das einzige, was mir die Fahrt nach Köln noch hätte kaputt machen können, wäre ein mittelalter Mann, der sich mit Achillessehnenriss und Orthese neben mich setzt und mir die Ohren vollquengelt, der Zug würde zu schnell fahren! Aber das ist eine andere Geschichte...

Die Aussicht war auch nicht schlecht. Einige Reihen weiter saß nämlich eine Blondine mit so üppigem Busen, dass ich nicht zu beschreiben vermag, wie der Rest von ihr aussah. Irgendwann zwischendurch begegnete ich ihr mal vor der Bordtoilette. Während ich das Schild an der Klotür deutlich lesen konnte, auf dem stand, dass besagte Toilette defekt und deshalb abgeschlossen war, knurrte mich Blondi nur wie folgt an: „Traust dich nich‘, Heimscheißer?“

„Ladies first“, antwortete ich bloß und wies sie mit einer Handbewegung an, an mir vorbei in die Toilette einzutreten. Mit wenig Mühe brach sie das Schloss der abgeschlossenen Tür aus der Verankerung und betrat das fahrende Klo. Zufrieden machte ich mich auf den Weg zu der funktionierenden Toilette am anderen Ende des Wagons und malte mir aus, dass sie jetzt wohl über ihrem dampfenden Schiss sitzend daran verzweifelte, woher zum Teufel sie jetzt noch Klopapier bekommen sollte.

Doch es kam noch besser: Ich hörte nur noch das Krachen der Tür hinter mir und weitere Geräusche, die nahelegten, dass gerade eine blonde Analphabetin von einem unter Hochdruck austretenden Wasserstrahl von der Schüssel gesprengt wurde. Der Rest der Fahrt verlief reibungslos, nur haben die Leute vielleicht blöd geguckt, als sich erst einmal literweise Flüssigkeit über den Bahnsteig Gleis 4 am Kölner Hauptbahnhof ergossen, sobald sich die Türen meines Waggons öffneten.

Am Abend erreichte ich das Hotel. Noch vor dem Eingang begegnete mir ein Homo Habilis, dessen grobes Erscheinungsbild unter der heutigen Jugend immer populärer zu werden scheint. Werter Herr war etwa 130cm hoch, sofern man seine mit Haargel wie die Borsten einer Wechselkopfzahnbürste hochgestellte Frisur mitzählte. Die Seiten hatte er windschnittig auf wenige Millimeter runter rasiert, sodass man die Anordnung seiner Haartracht durchaus mit einem handelsüblichen Handfeger vergleichen konnte.

Die Ellenbogen hatte er nach außen ausgefahren, sodass er in der Breite wohl auch auf 1,30 kam. Hinzu kam ein Schluffi-Look mit grauem Hoodie und Jogginghose, sowie eine stolzierende Gangart, als würde er eine Tretmine zwischen den Arschbacken zum Bombenentschärfungskommando transportieren.

In der Tasche seines Hoodies trällerte eine Musikbox in voller Lautstärke vor sich hin. Was sich gemeinhin anhörte wie das Jaulen einer sterbenden, angefahrenen Katze vermischt mit den Geburtsgeräuschen einer Seekuh, die gerade Vierlinge gebärt und die Audioqualität einer zugeschlagenen Geschirrschublade besaß, bezeichnet die Jugend als das Genre „Deutschrap“. Die meisten Gerichte dieses Landes sehen es eher als Lärmbelästigung, also hat man wenigstens nach 22h 00 Uhr seine Ruhe.

Auch wenn ich ihn wahrscheinlich mit dem kleinen Finger in der Mitte durchbrechen könnte, hatte der kleine Kerl doch ein paar Muskeln am Leib, die er trotz der winterlichen Kälte jedem gerne zur Schau stellte. Der Typ krampfte sich also die Straße entlang, an mir vorbei und bog dann in die Einfahrt zum Parkhaus des Hotels ein – zu Fuß. Er hielt an der Schranke an, drückte den Knopf für das Parkticket, entnahm jenes aus dem Automat, wartete geduldig, bis die Schranke ihm den Weg hinab freigab und marschierte anschließend weiter. Köln Innenstadt, liebe Leute.

Ich begab mich zur Rezeption und wollte möglichst einchecken, bevor der Homo Habilis den Weg aus der Tiefgarage nach oben finden konnte. Ich erhielt meine Zimmerkarte und genaue Anweisungen, wann ich mich zu welchen Mahlzeiten einzufinden hätte und unter welchen Gegebenheiten das Seminar stattfinden würde. Mir wurde also in Aussicht gestellt, dass ich eine ganze Woche lang das Hotel nicht verlassen müsste, fantastisch!

Als ich dann aber mein Zimmer im 6. Stock erreichte wurde ich etwas stutzig. Ich war mir unsicher, ob von dem Hotelpersonal in letzter Zeit mal jemand hier oben gewesen war, denn allem Anschein nach verwiesen die vier Sterne des Hotels wohl auf das Kleingedruckte. „Moderne Einrichtung“ stand im Internet. Der Inneneinrichtung zu Urteil sollte es wohl eher „mörderische Einrichtung“ heißen oder „Einrichtung aus Mordor“. Neben Mobiliar aus den 80ern, also den 1880ern, stand sogar, könnte ich schwören, genau der Schreibtisch in meinem Zimmer, an dem Kaiser Wilhelm damals seine Abdankung unterschrieben hat. Was für eine Ehre!

Entgegen meiner Erwartungen schaltete sich aber die Hauptbeleuchtung nicht ein, als ich den Lichtschalter neben der Tür betätigte. Das lag dann wohl daran, dass es zu Zeiten des deutschen Kaiserreiches, als dieses Hotel gebaut wurde und wohl auch seine vier Sterne erhalten hat, noch nicht flächendeckend Elektrizität zur freien Verfügung gab. Stattdessen begann eine einfache Wandleuchte über dem Nachtisch vor sich hin zu leuchten. Man konnte die Photonen an einer Hand abzählen, die diese Lampe ausstrahlte.

Fürs Erste war's mir aber egal, denn zum Schlafen benötigt man schließlich kein Licht und ansonsten würde ich mich ohnehin wohl nicht wirklich auf dem Zimmer aufhalten. Müde warf ich mich aufs Bett, da wurde mir mein entscheidender Fehler klar. Das, was ich für die Bettdecke gehalten hatte, war lediglich ein Ansammlung aus Fusseln und Staub gewesen, der nun fröhlich durch die Lüfte meines Zimmers flatterte. Die Fenster in diesem Stock ließen sich leider nur auf Kipp stellen und auf dem Flur roch es nach Bierschiss, also Lüften war nicht so wirklich. Nach dem allergischen Anfall meines Lebens schlief ich die erste Nacht also zusammengerollt in meinem Koffer, hermetisch abgetrennt vom Rest des Raumes.


Dienstag

Dienstags sollte das Seminar endlich richtig losgehen. Zum Zeitpunkt meines Wachwerdens schneite es draußen. Nachdem ich zum Frühstück ins Erdgeschoss herabgestiegen war, musste ich feststellen, dass die Stadt Köln es zu erreichen vermochte, dass der Schnee von 6. OG hier unten nur noch als Nieselregen ankam.

Nach dem Frühstück fand ich mich pünktlich im Seminarraum ein, der von vorne bis hinten mit Stellwänden und Flipcharts zugekleistert war. Ich saß schon eine Weile alleine dort und schlürfte genüsslich meinen morgendlichen bleifreien Turboccino 98 Oktan, als sich endlich die große Doppeltür des Raumes wieder öffnete.

Ich rieb mir sicherheitshalber mehrfach die Augen, denn was ich sah wirkte, als käme es direkt aus einem Lucky-Luke Comic: Vier dürre Gestalten mit Schnauzer im Gesicht watschelten im Gänsemarsch und nach aufsteigender Körpergröße sortiert durch die offene Tür. Allesamt trugen sie die gelb-schwarze Uniform ihres Betriebes. Was hat man mir denn bitte in den Kaffee getan? War der doch nicht bleifrei?

Kalle, stellte sich der kürzeste vor, dann kamen Wumme, Knigge und der Averall der Truppe hieß Stolle. Immer noch an ihrer Existenz zweifelnd hörte ich mir an, was sie so über ihr Firma zu erzählen hatten. Da saßen die leibhaftigen Daltons von der Hannoveraner Stahlkartell GmbH, deren Hauptgeschäft darin bestand, hochwertigen Saarstahl aufzukaufen, mit Aluminium zu strecken und zu Wucherpreisen auf dem Hannoveraner Schwarzmarkt zu verkaufen. Kriminell waren sie also auch noch... Was kam als Nächstes? Etwa Bonnie und Karl-Heinz, das berühmte Dillinger Verbrecherpärchen, dass seine Millionen mit geschmuggelten Saarkohlen verdient hat und sich dann nach Rheinland-Pfalz abgesetzt hat?

Als wäre ich nicht schon verwundert genug von den Hannoveraner Daltons, spazierten auch noch Blondie aus dem Zug, dicht gefolgt von dem Homo Habilis von vor dem Hotel in den Seminarraum hinein. Wieder einmal zeichnete sich für mich ab, dass der liebe Herrgott die stärksten Herausforderungen nur seinen größten Denkern anvertraut. Mit anderen Worten: Ich musste eine ganze Woche mit den vier Daltons und zwei Figuren aushalten, bei denen die Evolution irgendwann mal gesagt hat „jetz is auch ma jut“, die eine blond, die andere mit Frisur 1,30 groß.

Der Homo rudolfensis stellte stellte sich als „Joe-Hännes“ vor.

„Du meinst sicher 'Johannes', oder?“, fragte ich ihn ganz höflich, aber er blickte mich an, als hätte er just in diesem Moment herausgefunden, dass er opponierbare Daumen hat. Vielleicht hieß der Name im Zeitalter des Pleistozän beim Stamme der Australopitheken ja noch „Joe-Hännes“, wer weiß. Er zeigte mir dann zur Bestätigung auch noch seinen Personalausweis, da stand es dann ganz eindeutig: Sein Name lautete „Joe-Hännes Behre“.

Er arbeitete bei der Drahtkleiderbügelbegradigungs-GbR in Kaiserslautern. Klar, wo auch sonst sollte die Rückführung von Drahtkleiderbügeln in ihren Ursprungszustand – nämlich Draht – als ernsthafte Vollzeitbeschäftigung gelten können, als in der Pfalz. Wenigstens hält das die Leute dort beschäftigt.


Weil ich meinen Rachen scheinbar immer noch nicht mit Unzumutbarkeiten voll bekommen habe, fragte ich dann auch noch die völlig desinteressierte und Kaugummi kauende Blondie, wie denn ihr Name lautete und von welcher Firma sie herkam.

„Mir egal“, antwortete sie und tippte weiter auf ihrem Handy herum. Gemessen an unserem Freund Joe-Hännes würde es mich nicht wundern, dass das sogar ihr Name war, wollte dann aber doch nicht ausschließen, dass es sich dabei um ihre Firma handeln könnte.


Stirnrunzelnd setzte ich mich wieder auf meinen Platz und widmete mich meinem Kaffee, bis endlich die Seminarleitung eintraf. Ich bleibe mit dem Wort „Seminarleitung“ bewusst genderneutral. Nicht etwa, weil ich daran glaube dass es eine gerechtigkeitswiederherstellende Innovation der modernen Gesellschaft ist, nein, sondern weil ich es trotz sämtlicher wissenschaftlicher Kenntnisse nicht einzuschätzen vermochte, ob die etwas dickliche Gestalt, die sich da in voller Kölner Karnevalsmontur nach Vorne schaffte, nun ein Ulrich oder eine Ulrike war. Jedenfalls stellte „das Seminarleitung“ sich mit ebensowenig aussagekräftiger Stimme als „Ulli“ vor. Es klang wie eine Kettenraucherin nach 40 Jahren Dauerdampfen oder ein frühpubertierender 14-Jähriger im Stimmbruch.

Wir sollten uns alle der Reihe nach mal vorstellen, meinte Ulli.

„Können wir überspringen“, intervenierte ich sofort, „Die Daltons kennen Sie ja sicher aus den Comics, der Neanderthaler da drüben heißt Joe-Hännes und hat vor kurzem den aufrechten Gang entdeckt und gemessen an den anderen bin ich selbst Ihre letzte Hoffnung.“

„Und was ist mit ihr?“, fragte mich Ulli und deutete dabei auf Blondie, die ich ganz bewusst ausgelassen hatte.

„Mir egal“, antwortete ich.

Blondie schien es nicht mal zu registrieren, dass wir über sie redeten.


Ullis Konzept einer Vorstellungsrunde bestand darin, ein bei Kindern beliebtes Reisespiel zu spielen: „Ich packe meinen Koffer“. Als Besonderheit dabei sollten wir immer unseren Namen vorher aufsagen und nur Gegenstände einpacken, die mit demselben Buchstaben beginnen, wie unsere Vornamen. Ulli leitete das Spiel wie folgt ein: „Wir machen eine Bootsfahrt auf dem Rhein. Ich heiße Ulli und nehme eine Uhr mit.“

„Einspruch“, rief ich und brachte das Argument vor, dass die Saar gegenüber dem Rhein der klar überlegene Fluss war. Ulli tat das zunächst nur mit einem Augenrollen ab, aber nach einer kurzen, körperlichen Auseinandersetzung mit mir sowie einem purpur eingefärbten optischen Rezeptor, entschied es sich, die Geschichte nochmal neu anzufangen, und zwar so:

„Wir machen eine Bootsfahrt auf der Saar. Ich heiße Ulli und nehme eine Uhr mit.“

Klar, denn sie musste ja auch wissen, wann es Zeit ist, die Klappe zu halten.

Die Daltons waren an der Reihe. Kalle nahm eine Kabeltrommel mit, Wumme seine Wurstwarensammlung, Knigge einen Kühlschrank. Der Hintergrund: Den Kühlschrank könnte man über das Kabel mit Strom versorgen, sodass er die Wurstwarensammlung frisch halten konnte. Der Averall, ich meine Stolle dachte daran, auch eine Sammelfahrkarte mitzunehmen, denn sonst würde man sie ja bei nächster Gelegenheit vom Boot werfen. Das war dann auch schon das Maximum an Mitdenken, zu dem die ganze Truppe fähig war. Gemindert wird diese Leistung nur dadurch, dass sich gleich vier (vermutlich) ganze Hirne dafür anstrengen mussten.

Joe-Hännes fiel es wider Erwarten leicht, alle bisher genannten Gegenstände und Namen zu wiederholen. Immerhin waren es ganze 5 und ich bin mir unsicher, ob er in der Berufsschule schon mal so weit gezählt hatte. Er packte sich Jodsalz ein, denn falls das Saarwasser spontan zufrieren sollte, könnte man das ja streuen, um das Boot wieder freizukommen.

„Hillary, Handy“, knatschte Blondie, weiterhin mit Kaugummi im Mund, ohne auch nur einen der Gegenstände zu wiederholen, die zuvor genannt wurden.

Das beste kam zum Schluss. Ich zählte ohne Mühen alles auf, was vor mir gesagt wurde.

„Ich heiße Nico und nehme einen Nagant M1895 Revolver mit“, sagte ich.

Ulli wunderte sich über meine eigenartige Wahl. Aber über eine Kühlschrank oder eine Wurstwarensammlung nicht, oder wie?!

„Dann kann ich mich gleich vor dem Bugschott aufstellen und erschießen, damit mir eine Bootsfahrt mit euch Spezialisten erspart bleibt“, erklärte ich mich.

In Erinnerung an den Ausgang unserer ersten Meinungsverschiedenheit verzichtete Ulli auf weitere Widerworte.

Der Rest des Tages bestand dann daraus, dass ein Rechtsanwalt mit starkem Lispeln, der vehement jegliche Verwandtschaft zu Paul Panzer leugnete, uns über die Auslegungsmöglichkeiten des Betriebsverfassungsgesetzes belehrte. Jeden einzelnen Paragraphen hat der Typ mit uns auseinander klabustert. Die Daltons und ich, wir taten uns nicht schwer mit der Materie. Joe-Hännes schaltete schon nach dem dritten Paragraphen ab, immerhin hat er bis dahin durchgehalten. In der Pause übte er seine Anmachsprüche an dem Mülleimer in der Ecke. Oder er versuchte tatsächlich, die Tonne ins Bett zu kriegen. Hätte Blondie dem Anwalt zugehört, wäre sie vermutlich irgendwo auf seinem Level hängen geblieben.



Mittwoch

Der Seminartag war wenig spannend. Größtenteils wieder Rechtsbelehrungen, das einzig Erheiternde war mehr oder weniger, als Joe-Hännes zwischendurch versucht hat, Ulli anzubaggern. Weil er aber nicht wusste, ob er nun das Volumen von Ullis Vorbau oder die Länge von Ullis Hosenschlange loben sollte, wollte das nicht so recht klappen. Ich hätte ihm ja gern die Sektion im Duden mit den androgynen Formulierungen gezeigt, aber ich bezweifelte, dass Joe-Hännes lesen konnte.


In der Pause traf ich einmal Blondie vor dem Männerklo an, mit starrem Blick auf ihr Telefon. Musste sie aufs Klo und hatte es auf der Hälfte des Weges vergessen, weil sie eine Twitter-Benachrichtigung bekommen hatte oder hatte die Putze sie mit der Sackkarre hier kurz abgestellt, damit sie im Saal mal durchwischen konnte? Ich beschloss, sie zu ignorieren und trat in die Toilette ein, um mein Geschäft zu verrichten. Die vier Daltons blockierten der Reihe nach die vier Pissoirs, Kalle natürlich das Kinderpissoir ganz hinten. Folglich blieb mir nichts anderes übrig, als die Kabine zu benutzen.

Als ich die Kabine wieder verließ und auf dem Weg zum Händewaschen war, durchschritt Der Homo Erectus die Toilettentür mit einem blauen Kindertrainingsaufsatz für die Toilette unter dem Arm. Bis dato hatte ich nicht damit gerechnet, dass es Informationen gäbe, die das Verhalten sämtlicher nach dem Jahr 2000 geborener Generationen noch mehr entwerten könnte.

Verdutzt blickte ich dem präevolutionären Primaten hinterher. Stolz marschierte er zu den Pissoirs, platzierte den Kindersitz auf einem davon und ließ seine Hosen fallen. Schwungvoll hüpfte er mit dem Arsch voran auf den Kindersitz.

„Da staunste, was?“, rief er mir hohl entgegen. Ich war in der Tat überrascht, dass Joe-Hännes ohne fremde Hilfe einen Toilettengang bewältigen konnte, wenn auch nicht ganz fachgerecht.

„Das hier ist ein vier Sterne Hotel und trotzdem muss man seinen eigenen Sitz mitbringen!“, echauffierte ich mich künstlich und ließ den Paranthropus Robustus hinter mir.

Draußen stand immer noch Hillary und tippte aggressiv auf ihrem Handy herum. Ich blieb einige Sekunden vor ihr stehen, bis sie ihren arroganten Blick hob und mich registrierte.

„Was?!“, fauchte sie mich an.

„Traust dich nich‘, Heimscheißer?“, fragte ich.

Mit einem lautstarken „Pff“ stapfte sie wütend an mir vorbei in die Männertoilette. Ich schlenderte mit schelmischem Grinsen den Gang entlang und wartete auf ihr panisches Kreischen – ich wurde nicht enttäuscht. Blondie sollte mal ganz dringend an ihrer Aufmerksamkeitsspanne arbeiten, wenn sie in Zukunft solche Toilettenbegegnungen vermeiden wollte.


Ich kehrte in den Seminarsaal zurück, wo ich sogleich befragt wurde, wo denn die beiden anderen blieben – die Daltons saßen ja schon an ihren Plätzen.

„Joe-Hännes hat aufgesattelt und Hillary seine Tricks mit dem Lasso gezeigt“, gab ich zur Antwort.

„Ich wusste gar nicht, dass der auch mit dem Pferd hier ist“, vermerkte Kalle.


Meine Güte war ich froh, als dieser Tag vorbei war. Weil ich mich an 100g Kaisergemüse – also sprich dem angeblichen 4-Sterne-Äquivalent einer Mahlzeit – am dritten Tage satt (oder wohl eher nicht satt) gegessen hatte, entnahm ich meinem mobilen Fleischkoffer eine Notfallration, die ich mit meinem Reisegrill auf dem Zimmer zu rösten begann. Ausgehungert wie ich war dachte ich nicht daran, dass Staub natürlich hochentzündlich war. In den rauen Mengen, wie er in meinem Zimmer durch die Luft schwirrte, glich die instantane Verpuffung bei Grillzündung einem Vorfall, der sich 1986 in einem Nuklearkraftwerk in Osteuropa ereignete.

Nachdem ich mich förmlich beim Hotelpagen für die Unannehmlichkeiten sowie das Auslösen des Feueralarms entschuldigte, fragte ich sogleich nach einem alternativen Abendessen. Zuvorkommend klopfte der Page meinen noch brennenden Ärmel aus, ehe er verneinte und mir die Türe vor der Schnauze zuknallte.



Donnerstag

Ausnahmsweise saßen alle pünktlich im Seminarsaal. Die Daltons tauschten heimlich tuschelnd untereinander Kriminalitäten aus, Hillary starrte wie immer gebannt auf ihren Handybildschirm und Joe-Hännes saß ausnahmsweise direkt neben ihr und schmiegte sich verliebt an sie. Für einen Moment befürchtete ich nur, dass Hillary sich nicht bewusst war, dass sie mit ihm auf einer kognitiven Wellenlänge operierte und sich ihm hochnäsigerweise verschließen könnte.

Dem Ton nach, den ich von ihrem mobilen Endgerät vernahm, sah sie sich gerade Tiervideos auf TikTok an.

„Ich hab mal im Zoo ausgeholfen“, versuchte Joe-Hännes bei ihr zu landen. Ich fragte mich ob als Wärter oder Ausstellungsstück im Affengehege. Obwohl, nein, die Affen hätten ihn wohl nicht als Teil ihrer Sippe akzeptiert, dafür war er einfach zu ungeübt im Umgang mit einfachen Steinwerkzeugen.


Ein weiterer Tag einschläfernden Rechtsunterricht zog sich dahin. Die Daltons stellten jede Menge Fragen, wie man gewisse Rechtslücken beim illegalen Verkauf von Metallprodukten ausnutzen könnte. Hillary und Joe-Hännes turtelten die ganze Zeit in ihrem Eckchen hin und wieder hörte man die beiden kichern. Ich wusste ja, dass Sodomie illegal ist (und darüber hinaus höchst widerlich), aber wie sah das mit einer Kreuzung aus Primat und Schnepfe aus? Ich fragte den unterrichtenden Anwalt das mit einem Verweis auf das Pärchen, weil wohl keiner der beiden weitsichtig genug wäre, selbst so weit zu denken. Der Anwalt informierte mich, dass ein solcher Fall rechtlich nicht abgedeckt ist und somit auch im Fall der Fälle niemandem das alleinige Sorgerecht zugesprochen werden könnte, aber ob das ganze genetisch überhaupt möglich wäre, müsste ich bei einem Biologen in Erfahrung bringen.


Kurz vor Ende des Seminars bekam ein jeder Teilnehmer noch eine Gesetzessammlung für die betriebliche Praxis aufs Haus. Gebannt beobachtete ich Joe-Hännes, der das ihm gebotene Utensil aufgrund seiner Wuchtigkeit und Masse wohl mit einer Nahkampfwaffe verwechselte und testweise drei der Daltons damit eine überzwiebelte, bevor er von Wumme gestoppt wurde. Stolle lehnte das Geschenk vehement ab, denn das habe er ja schon gelesen und es sei bei Weitem nicht so spannend wie der erste Teil. Hillary tippte aggressiv auf dem Inhaltsverzeichnis herum und wischte wild mit ihrem Finger hin und her.

„Das Teil ist kaputt, ich kann nicht scrollen und der Zoom funktioniert nicht“, meckerte sie, „Scheißgeschenk.“

Herr, schick Hirn!, dachte ich mir ein weiteres Mal vergebens.


Beim Abendessen wurde mir beinahe ein veganer Mettigel vorgesetzt (also mutmaßlich eine Packung Salzstangen?). Ich ersparte es mir dann aber, das genauer herauszufinden und verließ erstmals das Hotel. Ich hatte genug von Pseudo-4-Sterne-Hotelfraß und steuerte das nächste McDonald's an. Da es mir für einen Moment entfiel, dass ich mich gar nicht in meiner Heimat befand, bestellte ich zur Verwirrung der Kassiererin zwei McSchwenker im Menü. Letztendlich wurde ich auch hier enttäuscht. Traurig verzehrte ich meinen eigentlich ganz leckeren BigTasty Bacon und kehrte dann auf mein Zimmer zurück. Ich warf dort den alten Röhrenfernseher an und sah mir eine Sendung in schwarz-weiß an. Irgendwann schlief ich ein, während das Teil leise vor sich hin dudelte.


Mitten in der Nacht wurde ich von einem lauten Krachen geweckt. Ich aktivierte die spärliche Zimmerbeleuchtung und blickte auf einen implodierten Röhrenfernseher sowie einen darunter zerbrochenen, historischen Schreibtisch. In der nun offen stehenden Schublade fand ich eine Zusatzklausel des Versailler Vertrages von 1918, laut deren Kleingedrucktem das Deutsche Kaiserreich niemals zusammengebrochen war. Ich steckte es mir in die Jackentasche, falls ich mal ein Druckmittel bräuchte.



Freitag

Weil wir ja alle so gut durchgehalten hätten, hätten wir uns an diesem Tag eine Freizeitaktivität verdient, meinte Ulli. Ich fragte mich zwar ob ich nicht der einzige war, der hier was aushalten musste, aber revidierte mich dann gleich: Die Daltons schienen ja zumindest gemeinsam ganz fit im Kopf zu sein, also litten die wohl genauso unter der Präsenz sämtlicher anderer Personen.


Ulli ließ uns die Wahl zwischen einem Besuch bei den RTL-Studios und Lasertag. Nachdem die Frage von Joe-Hännes, ob „die da auch Pornos drehen“, von Ulli verneint wurde, stimmte auch er für Lasertag ab.


Natürlich mussten wir erst mal zu entsprechender Lasertag-Halle hinkommen, also spendierte Ulli kurzerhand eine Fahrkarte für die Straßenbahn.

„Nummer 4 ist unsere“, verkündete das Ulli aus dem Eis, als wir alle an der unterirdischen Haltestelle warteten. Blondie wäre beinahe noch vom Bahnsteig gefallen, weil sie den Blick nicht vom Handy lassen konnte.

„Pass auf, sonst fällschd du noch vom Steg!“, rief Joe-Hännes ihr zu.

„Da kommt auch schon unser Boot“, fügte ich hinzu und zeigte auf die einfahrende Straßenbahn Linie Nr. 4.

Nach einer kurzen Fahrt bis vor die Tore der Stadt erreichten wir ein riesiges Gebäude, auf dessen Front in mannshohen Lettern „Lasertag“ geschrieben stand.

Ein kleines Männchen mit Yu-Gi-Oh!-Frisur empfing uns direkt hinter dem Eingang. Er trug einen Monster-Energy-Sweater und wippte so aufgeregt hin und her, dass man es fast als Vibration auslegen könnte. Nach einem kurzen Besuch an der Theke im Eingangsbereich waren wir alle mit Getränken versorgt, während Ulli mit dem Yu-Gi-Oh!-Männchen die Abrechnung vorgenommen hatte.

Die wandelnde Koffeinsucht schlürfte noch schnell ein Monster Energy leer und führte uns dann in die Vorhalle.

„Hinter diesen Wänden befindet sich die deutschlandweit größte Laserwaffensammlung, von historischen Modellen bis Zukunftsmusik haben wir alles“, begann er einen erstaunlich guten Vortrag, „Während beim gewöhnlichen Lasertag mit langweiligen Leuchtepistolen geschossen wir und jeder Treffer einen Punkt bringt, haben wir eine nie dagewesene Variation an Einzelschuss- und Schnellfeuerwaffen, die je nach Schwierigkeitsgrad unterschiedliche Trefferzahlen und Punkte bedeuten: Mit dem Gewehr reicht ein Schuss und der gibt 10 Punkte, mit der Minigun braucht man 5 Treffer und bekommt einen Punkt. Die Halle ist mit beweglichen Wänden und Hindernissen ausgestattet und passt sich dynamisch dem Kampfgeschehen an. Holoprojektoren und optische Sensoren sorgen für die passende Stimmung. An den bunten Checkpoints könnt ihr euch Spezialwaffen abholen, aber passt auf, dort seid ihr ungeschützt! Ich wünsche viel Spaß!“

Wir wurden dann in die Waffenkammer gelassen, wo an den Wänden viele verschiedene Spielzeugwaffen und Sensorwesten hingen. Endlich mal was nach meinem Geschmack! Ich durfte mit sinnloser Waffengewalt die Ehre und den Namen meiner Firma verteidigen.


Die Daltons kleideten sich uniform in Gilets und Lasercowboyhüten ein und stellten sich dann breitbeinig vor den Revolverschrank. Erst jetzt fielen mir die Lederstiefel mit Sporen auf, die sie allesamt trugen. Kalle entschied sich dann doch für das Sparks LRR, ein Ein-Schuss-Hinterlader. Wumme machte seinem Namen alle Ehre und freundete sich mit dem Nitro-Express-Gewehr an. Knigge war etwas moderner unterwegs und sicherte sich eine .44er Magnum Desert Eeagle. Stolle schwankte zwischen einem Smith & Wesson Schofield Model 3 und einem LeMat Percussion Revolver, entschied sich dann aber letztendlich für zwei Colt Peacemaker.

Ulli kleidete sich mit einer Standardweste und einem Laserbandana als Kopfbedeckung und nahm sich dann zwei Uzis aus dem Regal. Ulli war also ein Rambo-Fan.

Blondie tippte weiterhin völlig desinteressiert auf ihrem Handy herum, also legte das Yu-Gi-Oh!-Männchen ihr schlichtweg die Standardausrüstung an und drückte ihr eine Quad Derringer in die freie Hand. Hauptsache, sie konnte noch an ihrem Handy rumspielen.

Joe-Hännes tat sich recht schwer, sich etwas auszusuchen. Einmal stand er an der Werkbank in der Ecke, wo scheinbar defekte Waffen und Westen repariert wurden.

„Was ist das für eine Waffe?“, fragte er in die Runde und deutete auf besagte Werkbank.

Das Yu-Gi-Oh!-Männchen runzelte verzweifelt die Stirn, weil er darauf wohl keine Antwort hatte.

„Das ist eine Heißklebepistole“, erklärte ich Joe-Hännes, „Die schießt mit Klebestangen Kaliber 357.“

„Aaaah“, bestätigte er den Erhalt der Information. Verstanden hatte er mich gewiss nicht.

„Haben Sie für Ihn vielleicht einen Laser-Knüppel?“, fragte ich das Yu-Gi-Oh!-Männchen, das daraufhin hektisch den Kopf schüttelte.

Um die Suche des jungen Homo Habilis zu beenden entnahm ich einfach das tragbare M61 Vulcan-Geschütz aus der Verankerung und drückte es ihm in die Hand. Gibt zwar nicht viele Killpunkte, aber es ist schwierig damit nichts zu treffen.

Ich selbst, unkreativ wie ich war, kleidete mich mit der Standardweste und einer Laser-Pickelaube, einfach weil sie die geringste Trefferfläche boten. Ich liebäugelte zwar mit dem Nagant M1895 Revolver, den ich gefunden hatte, allerdings wollte ich diesmal nicht mich erschießen, sondern andere, also ließ ich ihn hängen und wanderte zu den Gewehren. Ein klassischer Karabiner 98k oder lieber ein M1 Garand? Ein vollautomatisches MG-42 lächelte mich aus dem Augenwinkel an, aber der Nachteil an Automatik waren die niedrigen Punkte pro Kill. Da sah ich es: ein detailgetreu nachempfundenes Mosin-Nagant M1981! Fehlte nur noch das Bajonett, aber das Yu-Gi-Oh!-Männchen meinte, dass das gegen die Sicherheitsvorschriften wäre.


„Die erste Runde spielt jeder gegen jeden“, verkündete das Yu-Gi-Oh!-Männchen, als wir endlich alle fertig und in das Punktesystem eingeloggt waren.

Paarweise marschierten wir in die dunkle Arena, in der Leuchtelemente in allen Farben für einen futuristischen Look sorgten. Mehrheitlich bestand das Terrain aus Polygonen, von denen sich wie versprochen hin und wieder welche bewegten. Hier und dort befanden sich ein paar angedeutete Gebäude und Gräben, in den Ecken sogar zwei Türme. Das Terrain war keinesfalls nur flach, sondern dreidimensonal angelegt, was für ein realistisches Kampferlebnis sorgen sollte. An jedem Ende der Halle befand sich eine erhobene Plattform, wohin man von überall aus freies Schussfeld hatte. Das waren dann wohl die Checkpoints mit den Spezialwaffen.

Ich suchte mir einen guten Ort aus und wartete auf das Signal, dass es losging. Ich rechnete damit, dass ich aufgrund meiner Gamer-Erfahrungen einen entscheidenden Vorteil haben würde. Endlich ertönte die Sirene, das Spiel begann.

Mit schnellen Schritten bewegte ich mich zwischen den Polygonen hindurch, bis ich das Leuchten einer anderen Weste an mir vorbeihuschen sah. Leise und schnell verfolgte ich das Ziel um eine Biegung. Es war Ulli! Ein schneller Schritt nach vorne, das Gewehr angelegt und Schuss! Treffer versenkt, die Lichter an Ullis Weste erloschen. Jetzt hatte Ulli 5 Sekunden Zeit, sich neu zu positionieren, bevor die Weste wieder anging.

Die Punkteanzeige auf dem Rücken meiner Waffe zeigte 50 Punkte an. 10 Punkte für den Waffentyp multipliziert mit 5 weil es ein Kopftreffer war. Sehr schön.

Ich rückte weiter durch die Gänge vor, bis ich zu einem Schützengraben kam. Ich kletterte hinein, sodass gerade so mein Kopf herausragte. Auf der anderen Seite des Grabens waren nämlich einige Meter freie Fläche, bevor ein weiterer Schützengraben kam, in dem ich vorher Knigge gesehen hatte. Mit meiner Mosin hatte ich gegenüber seiner Deagle den Reichweitenvorteil, aber er bekäme dafür mehr Punkte pro Abschuss.

Ich lokalisierte die Reflexion seiner Weste und kletterte dann wieder aus dem Schützengraben hinaus. Ich robbte mich flach auf dem Boden quer über die Freifläche zu seiner Position. Das Überraschungsmoment war auf meiner Seite, also stand ich schnell auf, zielte auf ihn und sicherte mir meinen zweiten Kill. Ich war gerade am repetieren, da kam Joe-Hännes um die Ecke und wedelte einmal wild mit seinem Vulcan herum. Meine Weste erlosch.

Kopfschüttelnd nutzte ich die 5 Sekunden Downtime zur Repositionierung. Ich versteckte mich in einem der Häuser, da erblickte ich Kalle, wie er im Turm auf der anderen Seite der Halle auf dem Boden lag und durch ein Fenster auf mich zielte. Hätte sich nicht in diesem Moment eines der beweglichen Polygone direkt vor das Fenster geschoben, wäre ich dran gewesen.

Ich wusste jetzt allerdings wo er war, also machte ich mich in gebückter Haltung auf den Weg zur anderen Seite. Ich traf unterwegs ein weiteres mal Ulli – im wahrsten Sinne des Wortes. Weitere 50 Punkte für mich.

Ein lauter Frauenschrei lenkte meine Aufmerksamkeit hinter mich. Entweder hatte Blondie gerade die 10.000 Follower auf Instagram geknackt oder sie wurde erwischt. Ich hatte also einen Verfolger hinter mir. Ich ging hinter einem Polygon in die Hocke und lauschte, bis sich Schritte näherten. Als ich sie direkt neben mir hörte, führte ich eine zügige Drehung aus und ließ Stolle in den Lauf meiner Waffe blicken. Er reagierte allerdings schnell und wir feuerten gleichzeitig – unsere beiden Westen erloschen.

Stolle lief schnell weiter und ich nutzte die paar Sekunden Dunkelheit, um zum Turm zu gelangen. Eine Leiter und zwei Treppen hoch, schon stand ich hinter dem noch immer liegenden Kalle. Glücklicherweise war ich so leise, dass er mich nicht bemerkte. Er schien sehr konzentriert auf einen der Checkpoints zu zielen, wo Wumme gerade aus der Versenkung auftauchte und sich den Flammenwerfer schnappen wollte. Kalle und ich schossen beide gleichzeitig auf Wumme. Zwei unsichtbare Projektile rasten mit Lichtgeschwindigkeit quer durch die Halle und brachten das Leuchten des Checkpoints wie auch das von Wummes Weste zum Erlöschen. Anhand des Punktezählers konnte ich erkennen, dass mein Schuss den Kill gemacht hat. Kalle vor mir wunderte sich, wo seine Punkte blieben, da drehte er sich zu mir um. Ich repetierte blitzschnell und drückte ab, da erloschen beide unsere Westen. Gemessen daran, dass Kalle ein Einzelschussgewehr hatte, hätte er nach dem Schuss auf Wumme erst den Nachlade-Knopf drücken müssen, um mich zu erwischen. Folglich muss mich jemand anderes erwischt haben. Kalle und ich blickten hinter uns, wo wir Stolle mit den auf uns gerichteten Colts vorfanden.

„Hasta la vista, muchachos“, sagte Stolle und machte einen Satz vom Turm hinab zurück zwischen die Polygone. So oder so ähnlich verliefen die nächsten zwanzig Minuten: Gehetze, Schreie, Schüsse. Immer wieder lief mir Ulli über den Weg und lieferte mir einen Gratiskill. Immer wieder lief ich Stolle über den Weg und lieferte ihm einen Gratiskill.

Nachdem das Endsignal ertönt war, hechteten alle schnell zum Bildschirm mit den Statistiken.

Auf dem letzten Platz war Blondie: 0 Punkte, 0 Kills, wurde 27 mal erwischt. War der Handybildschirm wohl doch interessanter als das Visier der Waffe. Der zweitletzte war Joe-Hännes, 22 Punkte, 11 Kills, 25 mal erwischt. Mit anderen Worten: Gib einem Homo Habilis einen Fisch und er ist satt für einen Tag; Gib einem Homo Habilis eine Minigun und er erlegt den ganzen See in einer Tour und hungert für den Rest seines Lebens, weil keine Fischbestände mehr übrig sind. Ulli kam als nächstes: Immerhin 13 Kills, aber unschlagbare 76 Tode. Alleine 20 von mir. Ihre Punktzahl war so Mittelfeld, Doppel-Uzi gab halt nicht viel her.

Auf den Plätzen 3 bis 5 lagen drei der Daltons: Kalle, Wumme und Knigge, alle im gesunden Mittelfeld. Auf Platz zwei lag ich. WAS?! NUR PLATZ 2?

Ich hatte 1350 Punkte, was exakt 27 Kopftreffern mit meiner Mosin-Nagant entsprach, und wurde nur 9 mal erwischt.

Platz 1 belegte der unschlagbare Stolle: 1600 Punkte, 40 Kills mit den Colts und das mit nur 4 Toden!


Für die zweite Runde teilte das Yu-Gi-Oh!-Männchen uns in Teams ein. Man darf an dieser Stelle gerne mein Schicksal erraten, aber ich gebe es der Einfachheit trotzdem mal preis:

Es waren die vier Daltons, die Wild-West-Waffenjongleure, gegen die Billigversion der Starship Troopers: Ich, ein Aushilfs-Kaiser-Wilhelm mit seinem russischen Repetiergewehr, Rambo-Ulli, ein halbwüchsiger Terminator und Blondie, die ihre Waffe wie eine halbleere Sprühflasche Glasreiniger von sich weghielt und nicht einmal versuchte, irgendwas zu treffen.

Das Match war ein blutiger Schlagabtausch. Meine Teamkameraden wurden von den Daltons arglos vernichtet. Laut Punktetafel lagen die Daltons leicht vorne, Knigges Hinterlader und Wummes Elefantengewehr hatten lange Ladezeiten, was uns im Kampf eins gegen eins einen Vorteil verschaffte, aber Stolle schoss buchstäblich schneller als sein Schatten. Der Schatten hatte nach den ersten fünf Kills schon keine Lust mehr und ist wutentbrannt aus der Arena gestapft, jetzt saß er bei dem Yu-Gi-Oh!-Männchen an der Theke, trank mit ihm gemeinsam ein Monster Energy und beobachtete uns durch ein Fenster in der Wand.

Ich war mehr oder weniger der einzige im Team, der bis auf gelegentliche Glückstreffer zuverlässig für Punkte sorgte.

Die letzten 7 Minuten liefen auf der Uhr, die Daltons hatten 2100 Punkte auf dem Zähler, mein Trödel-Trupp und ich nur 1950. Ich rief alle Mann in einem der Gebäude zusammen und stellte sie in Reih und Glied auf. Ich verschränkte die Arme hinter meinem Rücken und marschierte mit strengem Blick vor meinen Soldaten auf und ab.

„Morgen ihr Luschen“, brüllte ich sie kraftvoll an, „Wir befinden uns am Scheideweg, Männer. Der Feind hat 150 Punkte Vorsprung. Das bedeutet: wir brauchen 15 Kills oder 3 Kopfschüsse mit einem Repetiergewehr für den Ausgleich.“

Blondie ignorierte es, dass ich die Truppe einfach mal mit „Männer“ angesprochen hatte. Oder viel eher: Sie hatte es gar nicht mitbekommen. Bei Ulli bestand immerhin eine 50-prozentige Chance, dass ich richtig lag.

„Wir werden jetzt alles geben, also hört auf das, was ich sage!“, fuhr ich mit meiner Drill-Ansprache fort, „Gebückte Körperhaltung einnehmen und die Waffe vor Gesicht und Brust halten, das minimiert eure Trefferfläche. Versucht enge Winkel zu halten. Das heißt ihr solltet euch nicht mehr als nötig über offene Flächen bewegen und keine Räume mit zu vielen Zugängen bewachen, das überfordert eure Reaktionsfähigkeit. Gebt euch gegenseitig Rückendeckung oder bewegt euch mit dem Rücken an einer Wand entlang. Wenn ihr merkt, dass jemand in der Nähe ist oder euch verfolgt, haltet hinter einer Ecke an und lasst ihn in euren Lauf schauen.“

Ulli hob die rechte Hand.

„Ja, Kadett Ulli?“, rief ich.

„Der Feind mit dem Namen Knigge verfügt immer noch über einen von ihrem Checkpoint aufgenommenen Schutzschild, der ihn gegen Treffer immun macht“, sagte Ulli.

Eine perfekte Überleitung zu meinem Plan.

„Wir brauchen ein Großkaliber, um durch den Schutzschild durchzukommen“, erklärte ich, „Glücklicherweise befindet sich eine Kaliber .50-Panzerbüchse mit einem Schuss am nächsten Checkpoint. Unglücklicherweise haben sich die Daltons im Turm auf der anderen Seite verschanzt, von wo aus sie freies Schussfeld auf die Checkpoints haben. Deshalb muss einer von euch da raus, ich bin schließlich der einzige hier, der was trifft.“

Ohne viel Zeit für weitere Worte stürmte Ulli schon hinaus und rannte schreiend auf das Checkpoint-Podest... und daran vorbei. Währenddessen entleerte sie natürlich völlig die Magazine ihrer Waffen sinnlos in die Luft.

„Oder der Kölsche Rambo macht ein Ablenkungsmanöver und wir improvisieren“, sprach ich aus und setzte zugleich zum Sprint an. Solange die Daltons ihren Fokus auf Ulli legten, konnte ich die Panzerbüchse erreichen. Ullis Weste erlosch. Damit war sie raus und die Daltons hatten ihren Vorsprung ausgebaut. Blieb mal wieder alles an mir hängen.

Ich suchte mir eine erhöhte Position und legte die Panzerbüchse an. Mit einem gezielten Schuss deaktivierte ich Knigges Schutzschild und seine Weste zugleich. Ein Problem weniger.

Nachdem das passiert war, versteckten sich die Hannoveraner Feiglinge in ihrem Turm. Würde ich genauso tun, wenn ich den Punktevorteil hätte und nur noch wenige Minuten vom Sieg entfernt wäre. Ich nutzte die Gelegenheit und schleppte Hillary und den Affenjungen zum feindlichen Turm. Ich entriss das Telefon aus Hillarys Klauen und überreichte es dem Australopithecus afarensis.

„Such mal bitte deine Lieblingsseite raus“, forderte ich ihn auf und wie ich es erwartet hatte suchte der Homo Ergaster sofort eine beliebige, zwielichtige und mit Pop-Ups und Werbung verseuchte Pornoseite auf. Weil Hillarys I-Phone wie zu erwarten nur ein Fake zum Angeben war, überlastete das sogleich dessen CPU und das Gerät lief heiß. Und wie das mit modernen Lithiumakkus so war, würde das Teil gleich Feuer fangen, also warf ich es zu den Daltons in den Turm und rief laut „Granate!“. Und wenn ich halt das Hirn der Truppe war, musste ich doch mit dem arbeiten, was da war.

Kalle und Wumme sprangen panisch aus ihrem Versteck und warfen sich flach auf den Boden, ehe ich grelles Flacken und Geräusche ähnlich eines Feuerwerkskörpers der Klasse D hinter der Wand vernahm. Die beiden boten nun leichte Ziele. Ich legte an und traf beide am Helm.

„Mein HÄNDI!“, brüllte Hillary mich entsetzt an.

„Mir egal“, murmelte ich nüchtern zurück.

Schließlich marschierte Stolle um die Ecke. Sein Gesicht war von sternförmigen, schwarzen Rußrückständen geziert, ähnlich wie es in Cartoons nach einer Explosion der Fall war. Ein bisschen witzig fand ich das schon. Stolle ließ sich aber nicht beirren und schoss blitzschnell sowohl auf den Berggorilla wie auch auf Blondie. Der Punktezähler zeigte nun Gleichstand, also zögerte ich nicht, meine Lasertagvariation der Mosin-Nagant anzulegen und auf ihn zu richten. Beim Betätigen des Abzugs geschah nichts, ich vernahm nur ein Klicken.

Verdammt, der Clip war leer und Stolle hatte meine 5 Schuss mitgezählt. Anstatt mich aber sofort zu erschießen händigte er mir einen seiner Colt Peacemaker aus.

„40 Fuß“, knurrte er mich an, „Und der Gewinner erhält das Monopol auf den guten Saarstahl.“

„Deal“, sagte ich und nahm den Colt.

Schritt für Schritt entfernten wir uns voneinander, während Stolle laut bis 40 zählte. Ein wenig aufgeregt war ich schon. 33. Meine Stärke war die Taktik, weder Zielgenauigkeit noch Reflexe. 34. Ulli spielte am Rand das Lied vom Tod mit der Mundharmonika. 35. Ein Steppenläufer huschte durch mein Sichtfeld. 36. Stolle und ich waren beide lange Lulatsche, also genügend Trefferfläche gab es. 37. Das würde aber nicht reichen, falls wir beide gleichzeitig abdrückten. 38. Ich musste also das Maximum an Punkten rausholen. 39. Bedeutete also Kopftreffer. 40. Blitzschnell drehte ich mich um 180° und feuerte alle 6 Schüsse in der Trommel ab, genauso wie Stolle es tat. Just als der Timer auf 0 rutschte, erloschen unsere beiden Westen. Wer hatte nun gewonnen?

Der Punktestand meines Teams war der einzige, der sich erhöhte. Wir. Wir hatten gewonnen. Und das ließ ich jeden anwesenden wissen.


Beim Hinausgehen meckerte mich Blondie von der Seite an, was sie denn ohne Handy nun tun sollte.

„Vielleicht begrabscht du ja stattdessen den da“, sagte ich und deutete auf den Homo Habilis, „Der brauch sowieso noch ne Pflegekraft, die ihm die Windeln wechselt.“

Das Busenwunder von Brunsbüttelkoog oder woher weiß ich warf mir erstmals einen nachdenklichen Blick zu. Also falls man das bei ihrem Level an Hirnaktivität schon Nachdenken nennen konnte.

„Also ich arbeite ja immerhin in der Altenpflege“, murmelte sie.

„Mir egal, die sind eh bald tot KG?“, fragt ich.

Sie blickte zurück wie die Kuh wenn's blitzt. War mir klar, dass die den schon nicht mehr rallt.


Das war auch schon der glorreiche letzte Tag. Heim musste ich nicht mal mit dem elenden Zug fahren, denn ich wurde höchstpersönlich von der Polizei in mein Heimatland eskortiert, weil ich es mir nicht nehmen lassen wollte, meinen Triumph lautstark zu feiern, indem ich pausenlos und fehlerfrei das Kaiserlied vor mich hin sang und hin und wieder Lobparolen auf das Deutsche Kaiserreich von mir gab. Ich hatte aber immerhin Gelegenheit, mich ordnungsgemäß von den Daltons zu verabschieden, die gerade ihre Pferde aus der Tiefgarage holten, als ich aus dem Hotel abgeführt wurde.



Der Montag darauf

Mein Chef stellte die Kaution und bezahlte auch gleich die Bußgelder für verfassungswidriges Verhalten für mich. Er brachte mich ohne Umschweife zur Firma, wo er mir auf dem Parkplatz sogleich den Schlüssel für meinen fertig reparierten Wagen vor die Nase hielt. Mein Golf stand direkt neben dem nach wie vor verbeulten Dienstbenz, aber irgendwas war seltsam. Ich wusste nur nicht was.

„Die haben in der Werkstatt leider Mist gebaut und deinen zwei mal ran genommen“, informierte mich der Chef und da erblickte ich auch endlich den silbernen, dreizackigen Stern auf der Motorhaube meines ebenso silbern lackierten Golfs. Kein Wunder, dass das nicht aufgefallen war. Den Stern zu entfernen würde fast so viel kosten, wie einen neuen auf den Dienstbenz zu schrauben, also könnt ich die Kühlerverzierung behalten. Schulterzuckend nahm ich meinen Fahrzeugschlüssel entgegen.


Im Teammeeting am selben Tag wurde ich dazu aufgefordert, von meinem Seminar zu berichten. Ich rekapitulierte also in Gedanken, was ich in der vorangegangenen Woche so erlebt hatte. Ich räusperte mich vor der versammelten Mannschaft und begann meinen freien Vortrag:


„Am ersten Tage lernte ich sogleich, dass Oberweite und Intelligenzquotient sich zueinander antiproportional verhalten und Deutschlands Bahnhöfe nicht genügend gegen Überflutung gerüstet sind. Außerdem darf ich bekannt geben, dass ich einen noch lebenden Artverwandten von Ötzi aus dem Eis entdeckt habe, der sich mit erstaunlicher Leichtigkeit als Mitglied moderner Generationen tarnen kann. Des Weiteren darf ich konstatieren, dass wir aufgrund deren krimineller Machenschaften jegliche Geschäftsbeziehungen zum Hannoveraner Stahlkartell zu einem Ende kommen lassen sollten. Im Dienste der Wissenschaft habe ich außerdem in Erfahrung bringen können, dass der Fall einer Kreuzzüchtung aus Schnepfe und Affe rechtlich nicht abgedeckt ist und man, sollte es doch dazu kommen, zur Klärung einen Biologen heranziehen sollte. Am letzten Tage, so darf ich stolz und mit erhobener Brust behaupten, dass ich der Vaterfirma im Schützengraben treue Dienste geleistet habe und dem Feinde bis zum letzten Manne beziehungsweise Ulli unbestimmbaren Geschlechtes die Stirn geboten habe, so wie es von mir verlangt wurde. Ich habe die vier Daltons bis auf den Letzten im fairen Kampf besiegt und für uns den Sieg errungen, sodass das Monopol auf den guten Saarstahl nun uns gebührt.“

Hätten mich die höchst verwirrten Gesichter meiner Kollegen nicht aus dem Konzept gebracht, hätte ich wahrscheinlich noch die Melodie von „Preußens Gloria“ hinterhergesummt.

„Ja aber was ist jetzt die Quintessenz von deinem Seminar?“, stellte man mir zurecht die Frage, auf die ich abrupt keine Antwort wusste. Ich überlegte eine Minute.

„Hessen hat Bodo Bach, das Saarland hat Heinz Becker und Köln City hat das geschlechtsunspezifische Ulli“, antwortete ich schließlich, „Doch wen hat Rheinland Pfalz?“

Diese Aussage wurde von keinem meiner Kollegen auch nur ansatzweise ernst genommen, dabei muss man zumindest zugeben, dass sie mehr Sinngehalt besitzt, als die Interpretationsansätze des Deutschen Schulsystems für Jahrhunderte alte Lektüren.

Als sich das Team nach Ende des Teammeetings in seine Bestandteile auflöste und die Leute allmählich verdufteten, stellte ich mir dann doch kurz die Frage, ob meine Erlebnisse so, wie ich sie in Erinnerung hatte, real gewesen waren, oder ich nicht doch einen allergischen Fiebertraum durchlebt hatte, der von einer Wolke aus Staub am ersten Tag meiner Geschäftsreise ausgelöst worden war. Hatte ich wirklich vier Tage durchgepennt und wurde dann von meiner Hausstaubmilbenallergie dazu getrieben, das Kaiserlied als Zeichen körperlicher Resignation und letzten Hilferuf nach medizinischer Behandlung auf und ab zu trällern?


Ich kontrollierte die Innentasche meiner Jacke und fand das vergilbte Schriftstück, das von der Obersten Heeresleitung signiert war. Für einen Moment dachte ich schon, ich hätte völlig einen an der Klatsche.

 
 
 

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
Die Weihnachtsverschwörung

Okay gut, erwischt. Ein zweites Weihnachtsspecial. Ich versichere, das hat weder was mit Marketing zur besten Zeit des Jahres zu tun,...

 
 
 
Ungesund

In meinem Leben ist vieles ungesund. Vor allem ist es ungesund, oder eher: gesundheitsgefährdend, mich darauf aufmerksam zu machen, wie...

 
 
 

Kommentare


Beitrag: Blog2 Post

©2021 The Machine Network. Erstellt mit Wix.com

bottom of page